Autorität herausfordern
Meine eigene Kindheit war dadurch gekennzeichnet, dass ich jegliche Autoritätspersonen auf Legitimität untersucht habe. Es fühlte sich für mich so an, als besäße ich das Recht sie entweder zu akzeptieren oder abzulehnen; je mehr eine Autorität die Kontrolle über mich forcierte, desto weniger respektierte ich sie. Dieser Charakterzug ist in unserer Gesellschaft eine Bürde und machte es mir unmöglich ungehindert durchs Leben zu gleiten. Manche Erwachsene sahen es als niedliche Macke, andere mit Sicherheit nicht.
Wenn ich jetzt meine Erfahrungen reflektiere, bringt es mir ein gewisses Verständnis für das, was mich damals getrieben hat, doch damals fühlte ich mich tatsächlich einfach störend und falsch. Ich lernte in der dritten Klasse das Wort ‚Protest‘ und organisierte die erste Demonstration für längere Pausen. Ich stellte immer die Themen, die wir in der Schule lernen sollten, in Frage und akzeptierte die Meinung, die Ruckschlüsse oder das Agenda des Lehrers nicht, ohne sie zuerst herausgefordert zu haben. Hatten wir Hausaufgaben auf, entschied ich selber, ob ich darin Sinn fand, sie zu erledigen und vertritt meine Überzeugungen ohne Scham vor dem Lehrer. Ich musste einfach den Sinn und Zweck in etwas sehen und mich dafür begeistern, bevor ich es unternahm. Ich musste einen Menschen respektieren bevor ich etwas tat, worum er mich bat. Und das war das Problem: Tradition diktiert, dass Kinder sich Erwachsenen unterordnen und sie gehorchen müssen; dass sie den Glauben übernehmen müssen, sie hätten die Würde, die Wahl und den freien Willen weniger verdient als Erwachsene. Ich ließ mich jedenfalls nicht kontrollieren und bockte mich durch jeden Versuch meinen Willen zu brechen und mich zu Gehorsam zu zwingen.