Warum Erziehen Wir Überhaupt Noch?!
Unerzogen stellt die Abwesenheit der traditionellen Erziehungsstrategien dar, das heißt Lob, Bestrafung, Drohungen, Manipulation, Liebesentzug, der Missbrauch der elterlichen Autorität, und das Formen der Kinder, um zu sein, wie andere sie als gut oder akzeptabel kennzeichnen.
Aber wieso erzieht man? Die Erziehung ist eine Verletzung der Menschenrechte – keine Menschengruppe wird so unterdrückt, wie die der Kinder. Kinder haben ein Recht auf eine friedliche, gewaltfreie Kindheit. Dort, wo Gewalt und Zwang zu finden sind, kann Respekt und Selbstrespekt nicht bestehen. Diese Erziehungsstrategien treiben einen Keil in die Eltern-Kind-Beziehung, welche, das entscheidend für das Gedeihen des Kindes ist. Die Forschung beweist, dass stabile Bindungen das wichtigste Kriterium für eine gesunde Psyche ist. Was passiert, wenn Kinder mittels Liebesentzug erzogen werden wird hier erläutert, welche Implikationen Lob hat hier, und wie wir Bedürfnisse hinter Verhalten aufdecken können hier. Jeder Mensch hat das Recht, seine selbstregulatorischen Fähigkeiten zu entwickeln und dadurch ein gesundes Maß an Selbstwert und Selbstbewusstsein zu erlangen.
Haben wir das Recht unsere Kinder zu formen? Sind sie unsere Kreation? Sie leben für niemanden, außer für sich selbst.
Als Eltern haben wir die Verantwortung unsere Kinder im Heranwachsen und in der gesunden Entwicklung zu begleiten. Wir entscheiden uns für das Stillen, tragen sie und fühlen uns gut dabei, sie im geschützten Rahmen ihre Welt zu erforschen, doch sobald der Wille einsetzt, so setzt auch der Zwang und das Übergehen ihres Willens ein. Wir denken, wir müssen sie lenken, ihnen sagen, dass sie was gut gemacht haben, um solches Verhalten hervorzuheben. Wir denken, wir müssen schlechtes Benehmen unterdrücken und dem Kind unsere Wut und Enttäuschung spüren lassen, wie wir es nennen ‚eine Lektion erteilen‘. Wir lassen sie wissen, wir wissen, was das Beste für sie ist, und das glaubt unsere Kultur: Erwachsene haben nicht nur die Macht und Autorität, um Kinder zu kontrollieren, nein, sie müssen sie anwenden, um Kinder zu kontrollieren!
Diese Haltung lehrt Kinder, dass es sozial akzeptiert ist, dass die Mächtigeren die weniger Mächtigen kontrollieren. Und selbst, wenn Menschen in ihrer Kindheit unter der elterlichen Dominanz gelitten haben, betrachten sie sie als wichtig und als normalen Teil der Kindheit.
All die Angst, die Eltern heutzutage mit sich tragen, entstammt der uralten Konditionierung der Kirche, des Staates zur Zeiten der Industrialisierung, Schulen und Propaganda, das einem Zweck diente. Kinder wurden dämonisiert und man glaubte, sie kämen böse auf die Welt, und der Job der Eltern darin bestehe, ihren Willen zu brechen und Gehorsamkeit zu erlangen. Um über den Schaden des Gehorsams zu lesen, klicke hier.
Nein, unerzogen ist nicht Vernachlässigung. Es ist auch nicht Laissez Faire. Wir erkennen die natürliche Autorität eines Erwachsenen an, nutzen sie aber nicht, um Kinder zu kontrollieren. Da wir sie nicht missbrauchen, greifen unsere Kinder gerne auf unserem Erfahrungsschatz und unseren Fähigkeiten zurück. Wir begleiten unsere Kinder und erkennen ihr Entwicklungsstadium an. Wir akzeptieren, dass der Teil des kindlichen Gehirns erst reifen muss, der für die Impulskontrolle zuständig ist und nutzen die Fähigkeiten der Erwachsenen nicht als Maß zur Beurteilung. Wir wissen, dass Bedürfnisse Verhalten unterliegen und, dass Kinder häufig auf Stress mit Aggression reagieren. Wir sehen, dass Kinder limitierte Mittel der Kommunikation besitzen und helfen ihnen, ihre Gefühle zu ordnen. Wir tragen die Verantwortung, bis sie in sie hereinwachsen und sie selbst übernehmen. Es ist nicht an uns sie vorzuenthalten.
Unerzogen bringt uns dazu, unsere Motive, unsere Überzeugungen und unsere Konditionierung zu hinterfragen. Die meisten Menschen kommen aus Familien, in denen sie zu bestimmtem Verhalten erzogen wurden und jetzt, da sie selbst Eltern sind und wissen, dass etwas Fundamentales mit der Erziehung nicht stimmt, müssen sie all den Quatsch aus ihren Köpfen löschen. Das heißt, wir reflektieren und hinterfragen ständig.
Die Natur des Menschen ermöglicht es Kindern ihren Platz in der Gesellschaft einzunehmen (man merke die Hilfsbereitschaft des Kleinkindes bei der Hausarbeit, der Wille des Kindes Erwachsener nachzuahmen, und ihr Spiel, das sich darum dreht, zu machen was Erwachsene machen), wenn die äußerliche Gewalt der Erziehung die Instinkte nicht verwirrt. Und das ist es, was die Erziehung macht: sie richtet den Fokus alleine auf das Verhalten und radiert alle intrinsische Motivation aus, ein moraler Mensch zu sein, denn das Kind denkt nur noch daran, was ihm angetan wird. Kinder werden von Erwachsenen abhängig, weil das Selbstvertrauen erlischt, wenn sie ihre Entscheidungsfähigkeiten nicht entwickeln und ihr Wille, und dessen Wirkung, nicht üben. Und selbst wenn ein Kind die Befehle eines Erwachsenen befolgt, und sich selbstständig verhält, dann geschieht dies in der Regel, weil sie gelernt haben zu gehorchen und Bestrafung zu umgehen.
Kein Mensch wird jemals wahre psychologische Gesundheit erlangen, wenn er dem Glauben „mir wird Schlimmes von meinen Liebsten angetan, das Schmerhaft wirken soll, sollte ich nicht brav sein“ mit sich trägt. Die Erziehung hat es nur geschafft so lange zu überleben, weil dort, wo Liebe an Bedingungen geknüpft ist, Menschen diese Bedingungen erfüllen wollen.
Dann gibt es ja die schwererziehbaren, schwierigen Kinder, diese Rebellen, die aus der Reihe tanzen. Sie besitzen entweder ein größeres Selbstvertrauen, das nicht so schwer zu brechen ist, oder sie streben nicht mehr die an Bedingungen geknüpfte Liebe an. Sie erleiden eher die emotionale Isolation, als an dem Hürdenlauf teilzunehmen, um am Ende die falsche Liebe zu genießen.
Da Erziehung Aggressionen in Kindern (und allen Menschen) hervorruft, erscheint immer mehr Literatur, immer mehr Rat wird geboten, das der früheren Dämonisierung der Kinder gleichkommt. Es scheint mir als Teufelskreis: Die Begriffe werden von ‚Bestrafung‘ gegen ‚natürliche Konsequenten‘ eingetauscht, Eltern versuchen liebevoller zu erziehen, doch besteht weiterhin das gleiche Paradigma – „ich bin der Kuchen, du der Krümel. Tu, was ich dir sage. Wieso? Weil ich es dir sage.“ Aber weil Kinder immer noch manipuliert, kontrolliert und ihr Verhalten gelenkt wird, während ihre Bedürfnisse ungestillt und unbeachtet bleiben, endet der Zyklus mit einem Aufschrei der Eltern – „mein Kind terrorisiert mich!“
Höre also auf. Höre auf dein Kind zu zwingen. Höre auf ihm zu sagen du weißt was am besten für ihm ist – höre zu, was dein Kind möchte und biete Rat. Nehme die Jacke mit, anstatt sie dem Kind unter Gewalt anzuziehen. Nehme dir ein Moment Zeit und frage dich „was ist das schlimmste, was jetzt passieren könnte?“ Lebe Flexibilität vor. Richte deinen Fokus auf eure Beziehung. Verbinde dich mit deinem Kind, Mensch zu Mensch, anstatt Subjekt zu Objekt, respektiere dein Kind und um Himmels Willen gehe so mit ihm um, wie du mit einem lieben Freund umgehst. Begleite dein Kind, zeige Interesse, gebe Rat, frage, anstatt zu fordern, und genieße eure gemeinsame Zeit.
I invite you to take your liberty and join the revolution!